Paddelwerkstoffe

einige Paddel aus verschidenen Werkstoffen

Allgemeine Eigenschaften kann man anhand der verwendeten Werkstoffe einigermaßen vorhersagen, aber wie gut ein Paddel wirklich ist, merkt man erst beim Gebrauch.
Verwendung finden Holz, Spritzguß, RIM, Composite, Laminat und Aluminium


Holz

Der klassische Werkstoff für Paddel, aber Holz ist nicht gleich Holz. Flautenpaddel für Segeljollen und günstige Wanderpaddel fräst man einfach aus einem Stück oder verleimten Fichtenlatten heraus. Nach oben sind der Handwerkskunst keine Grenzen gesetzt. Die Palette reicht vom meisterhaft gearbeiteten Stechpaddel aus Hartholz bis zum mehrfach verleimten "Möbelstück". Je nach Anforderungen wählt oder kombiniert man bestimmte Holzsorten. Teure Holzpaddel sind eine Sache für Liebhaber, besonders im Wildwasser. Sie verlangen viel Rücksicht und Gefühl, sonst verwandelt sich das Nobelteil nur allzu schnell in Sperrmüll. Speziell für Marathon-, Touren- und Seekajakfahrten eignen sich Holzpaddel hervorragend. Nur ganz wenige andere Paddel erreichen sie bezüglich Auftrieb, Elastizität, Ausgewogenheit und Wärme. Holzpaddel benötigen ab und zu etwas Pflege, damit sie lange Zeit ihren Dienst tun.
Die Stoßkante eines Holzpaddels sollte verstärkt sein. Dafür eignen sich besonders Kunststoff-Profile. Auch Aluminium-Verstärkungen leisten gute Dienste, lockern sich allerdings leichter und gehen verloren. Von aufgesetzten und vernieteten Blechen sollte man die Finger lassen. Zu schnell kann man sich an abstehenden Ecken die Haut aufreißen oder die Packtasche beschädigen.
Fürs Wildwasser sollte man stabile Paddel wählen, also kräftige und harte Hölzer, mehr Material und vielleicht zusätzlich einen Überzug aus GFK über das Blatt und ggf. auch über den Schaft.
Holzschäfte sind gut geeignet für Tourenpaddel, da sie sich auch bei Nässe und Kälte angenehm anfühlen. Die Elastizität eines guten Holzpaddels beugt vorzeitiger Ermüdung auf langen Touren vor und schont Muskeln, Sehnen und Gelenke. Irgendwann wird der Lack an den Griffen durchgewetzt sein oder bekommt Risse. Dann wird das Holz naß, beginnt zu quillen und die Oberfläche wird rauh. Wer damit länger paddelt, bekommt leicht Blasen an den Händen. Abschleifen der rauhen Stellen alleine genügt nicht, nach dem nächsten Wasserkontakt sind sie wieder da. Hier hilft entweder abschleifen und neu lackieren oder eine fachgerechte Behandlung mit Holzöl und/oder Wachs.


Spritzguß

Beim Spritzguß wird Kunststoff erwärmt und dadurch flüssig. Der Hersteller spritzt ihn in eine Form, drt kühlt er ab, wird wieder fest und behält seine neue Form. Das Blatt wird auf den Schaft geschoben, Griffe dran und fertig.
Spritzguß-Paddelblätter sind perfekt für Verleih und Rafting, da robust und preiswert. Die allerbilligsten Beach-Paddel eignen sich allenfalls fürs Badeboot am Baggersee. Für ernsthafte Touren taugen sie nicht.


RIM

RIM steht für "Reaction-Injection-Molding". Hierbei wird Kunststoff (z.B. "Duralen") in eine Form eingespritzt, wo eine chemische Reaktion stattfindet. Dann härtet das Paddel aus.
RIM-Paddelblätter werden gerne mit dem Argument verkauft, sie wären besonders gelenkschonend. Mag sein, vielleicht lassen sich im preiswerten RIM-Verfahren aber auch keine richtig steifen Paddelblätter herstellen. Weiche Blätter neigen bei kräftigem Zug leicht zum flattern und tendieren zu schwammigem Fahrverhalten. Gute RIM-Paddelblätter sind jedoch fast unzerstörbar. Wer auf sein Paddel nicht gerne aufpaßt oder gerne mal "Steine klopft" ohne daß es laut scheppert und kracht, der ist hier richtig. Auch fürs Hallenbad-Training eignen sich diese Blätter - sie demolieren die Becken nicht!
Macht man bei RIM-Paddeln die Kante etwas dicker als das Blatt, so spart das Gewicht und erhöht die Festigkeit. Eine extra Stoßkante kann man sich dann sparen.


Composite

Composite-Blätter bestehen aus mehreren Materialien, die einen Verbund eingehen. Hartschaum wird an wichtigen Stellen mit Glasfaser oder Carboneinlagen verstärkt. Die Stoßkante des Paddels ist mit einer Aluminium-Einlage verstärkt. Diese Bauweise ermöglicht hochwertige und steife Paddelblätter mit geringem Gewicht.
Composite-Paddelblätter sind leicht und steif. Damit vermitteln sie eine guteKontrolle beim Paddelschlag. Sie haben viel Volumen und damit Auftrieb im Blatt. Wie bei einem Holzpaddel tragen sie ihr Eigengewicht, sobald man sie ins Wasser eintaucht. Eine angenehme Eigenschaft bei längeren Touren. Im Gegensatz zu Holzpaddeln sind sie völlig wartungsfrei.
Der Schaum der Composite-Paddel ist mit einem umlaufenden Aluminium-Profil vor Schlägen geschützt. Das Profil ist auf der Rückseite gezahnt, um guten Halt im Blatt zu finden.


Laminat

Ein Gewebe aus Verstärkungsfasern wie Carbon, Aramid, Diolen, Glas etc. kommt in eine Form und wird mit einem flüssigen mit Härter versetzten Kunstharz getränkt. Anschließend wird das Paddel in einem Ofen festgebacken. Die Variationsmöglichkeiten sind praktisch unbegrenzt. Einlagen aus Schaum oder Aluminium sind möglich, man kann die verschiedensten Gewebe verwenden, dicke und dünne, viel oder wenig und die Harze gibt es ebenfalls in zahlreichen Variationen. Laminatpaddel eignen sich daher gut zum Maßschneidern von Hochleistungspaddeln.
Die Eigenschaften von Laminatblättern hängen stark vom Rezept des Werkstoffcocktails ab. Hochwertige und teure Zutaten alleine garantieren noch lange kein gutes Ergebnis. Es erfordert viel Wissen und Erfahrung, um ein Maximum aus den Werkstoffen herauszuholen. Wurden Harz und Fasern richtig kombiniert und fachmännisch laminiert, so ermöglicht Carbon sehr leichte und steife Blätter, Kevlar mit Carbon leichte, schlagfeste Blätter und Glas bzw. Diolen gute, steife und schlagfeste Blätter.
Bei Lamitpaddeln ist entweder ein Alublech einlaminiert oder die Kante ist mit Rowings verstärkt. Die Verbindung von Alublech und Laminat ist kritisch: Fingerschweiß, Oxidation bei der Fertigung, oder Temperaturspannungen können später viel Ärger machen. Eingelegte Rowings verbinden sich perfekt mit dem Laminat und halten auch einiges aus. Wenn mal ein Splitter ausbricht, schleift man nebenan die scharfen Kanten ein wenig ab, das wars.
Schäfte aus fasterverstärktem Kunststoff (mit Carbon, Kevlar, Diolen und Glas) verwendet man hauptsächlich für Wettkampfpaddel und im oberen Qualitätsbereich.


Aluminium

Aluminium findet Verwendung für Stoßkanten und Schäfte. Aluminiumschäfte lassen sich sehr preiswert herstellen und erfordern keine Pflege. Paddel, die viel mißhandelt werden, haben meist ein dickwandiges Aluminiumrohr. Mit etwas größerem Duchmesser (28-30 mm) und dünnerer Wandstärke kann man Gewicht sparen. Dünnwandiges Aluminium gibt es in geschweißter und in gezogener Auführung. Tourenpaddel haben meist ein geschweißtes Rohr aus korrosionsbeständiger Legierung. Hochlegiertes Aluminium glänzt durch höchste Festigkeit und kommt bei stark beanspruchten Wildwasserpaddeln zum Einsatz. Das Material ist nahtlos gezogen, sehr leicht und hart, und muß gegen Korrosion eloxiert werden. Wegen der dünnen Wandstärke bekommen diese Rohre jedoch schneller mal eine Beule und können dann plötzlich und unerwartet brechen. Ein Schaftbruch ist nicht nur ärgerlich, sondern auch gefährlich. An der scharfkantigen Bruchstelle kann man sich schwer verletzen. Schmeißen Sie also bitte nie Ihr Paddel beim Anlanden im hohen Bogen in die Uferbefestigung und vermeiden Sie ein gnadenloses Quetschen zwischen Dachträger und Boot beim Laden. Wer es im Wildwasser gerne mal krachen läßt, gerne gefährliche Stellen fährt oder gar Wettkämpfe gewinnen will, sollte sein Paddel gut behandeln und regelmäßig überprüfen.
Ein blankes Aluminiumrohr fühlt sich nicht gut an und führt schnell zu kalten Händen. Deshalb überzieht man es mit Schrumpfschlauch oder dünnem Schaum ("Softgrip"). Dieser Softgrip bietet im Wildwasser einen hervorragenden Halt und gute Isolation. Er trägt jedoch etwas auf, so daß Personen mit kleinen Händen Probleme haben können. Softgrip eignet sich nicht für Wanderpaddel.


Diese Seite wurde zuletzt am 21.Feb.2002 geändert.