Erste Hilfe bei Stromunfällen

Auffinden einer Person
Gefahrensituation prüfen
Ist die Person spannungsfrei?
ERST SPANNUNGSFREI SCHALTEN!
Im Zweifel auf keinen Fall eingreifen und Fachpersonal verständigen.
Bewußtsein überprüfen (ansprechen, anfassen)
Bewußtlosigkeit
Atemkontrolle
Kopf nackenwärts beugen, Unterkiefer anheben/sehen, hören,fühlen
Atmung nicht vorhanden
Suchen nach allgemeinen Zeichen einer Kreislauffunktion
z.B. Reaktionslosigkeit auf Beatmung, Schlucken, Husten, Bewegungen
Keine Kreislauffunktion erkennbar
2 effektive Beatmungen
(Mund-zu-Nase-Beatmung bzw. Mund-zu-Mund-Beatmung)
15 × Herzdruckmassage
Arbeitsfrequenz 100 Kompressionen/Minute
2 × Beatmung
Sichtbares Heben des Brustkorbes
Fortführung der Herzlungenwiederbelebung im Verhältnis 15 : 2
unabhängig von der Anzahl der Helfer (Fortführung bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes oder bis zur Feststellung von Lebenszeichen)

Maßnahmen der ersten Hilfe

Unfälle mit geringer Stromeinwirkung bleiben zumeist ohne Folgen. Kommt es jedoch zur Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens, vor allem mit Symptomen seitens des Herzens, ist Vorsicht geboten. Schädigungen des Reizleitungssystems am Herzen können noch nach Stunden zu pülötzlichen, lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen führen. Körperliche Belastungen sollten nach dem Unfall vermieden werden. Der Verunfallte muß unverzüglich einem Arzt zur weiteren Abklärung vorgestellt werden.

Bei schwerwiegenden Stromunfällen sind die Rettungskräfte zu verständigen und Bewußtsein und Atmung zu kontrollieren. Je nach Bewußtseinslageund Kreislaufzustand des Verletzten kann bis zum Eintreffen der Rettungskräfte eine stabile Seitenlagerung oder Schocklagerung notwendig werden. Brandwunden müssen keinfrei abgedeckt werden.

Bei Stillstand der Atmung und des Herzkreislaufsystems sind sofort Wiederbelebungsmaßnahmen einzuleiten, bis herbeigerufene Rettungskräfte die weitere Versorgung übernehmen können.


Wirkung elektrischer Ströme bei 50 Hz (z.B. Steckdose)
<5 mA Geringe Wirkung
bis 15 mA Verkrampfung der Muskulatur, Loslassen des Kontaktes noch möglich
25-50 mA Beginnende Herzrhythmusstörungen
über 50 mA Bewußtlosigkeit
ab 80 mA Lebensbedrohliche bzw. tödliche Herzrhythmusstörungen

Gefahr für die Gesundheit

Die gesundheitliche Gefährdung des Menschen durch elektrischen Strom ist abhängig von Stromstärke, Einwirkdauer, Stromweg durch den Körper, Art des Stromes (Gleich- oder Wechselstrom, Hochfrequenz) und dem elektrischen Widerstand. Es lassen sich Unfälle mit Niederstrom, Starkstrom, Hochfrequenz und durch Blitzschlag unterscheiden.

Beim klassischen Stromunfall kommt es zu einer Körperdurchströmung. Dabei wird der Körper in den Stromkreis einbezogen. Ursache kann ein direktes Berühren unter Spannung stehender Teile sein. Bei Hochspannung kann es bereits vor dem Berühren unter Spannung stehender Teile zu einem Überschlag kommen. Der Stromkreis wird dann durch den entstehenden Lichtbogen geschlossen.

Beim Berühren unter Spannung stehender Teile können schon geringe Stromstärken Beschwerden wie Atemnot, Engegefühl in der Brust, Herzrasen und Unruhegefühle auslösen. Diese Beschwerden bilden sich meist nach Unterbrechung des Stromkreises rasch zurück.

 Definitionen elektrischer Spannung 
Kleinspannung bis 42 Volt
Niederspannung 42 bis 1.000 Volt
Hochspannung 1.000 bis 400.000 Volt
Blitzspannung über 1.000.000 Volt

Gefürchtetste Komplikation bei Stromunfällen ist das Auftreten von schweren Herzrhythmusstörungen in Form des sogenannten Herzkammerflimmerns. Hierbei kommt es zur Störung der Reizbildung und Reizleitung am Herzen und somit zu zeitlich und örtlich völlig unkoordinierten Kontraktionen der Herzmuskelfasern. Das Herz kann kein ausreichendes Blutvolumen fördern. Dies führt zu Bewußtlosigkeit, Atem- und Kreislaufstillstand. Durch den Stillstand des Blutkreislaufes ist der Sauerstofftransport zu den Körperzellen unterbrochen. Die Zellen des Gehirns können einen Sauerstoffmangel unter Normalbedingungen nur 3-5 Minuten tolerieren, ohne daß es zu irreversiblen Schäden oder Tod kommt.

Bei Unfällen durch Hochspannung können zusätzlich durch die Einwirkungen von Lichtbögen größere Verbrennungen entstehen. Bei Körperdurchströmung treten unter Umständen innere Verkochungen entlang der Gefäß- und Nervenbahnen und an inneren Organen mit entsprechenden Folgen auf. Durch extreme Muskelspannung können Bandzerreißungen und Knochenbrüche vorkommen. An den Stellen des Stromein- und -austritts können sich Verbrennungen (sogenannte Strommarken) zeigen.

 gebräuchliche Spannungen 
Kleinbatterie 1,5 Volt
Autobatterie 6 oder 12 Volt
Halogenlampe 12 Volt
LKW-Batterie 24 Volt
Telefonleitung 6 bis 96 Volt
Steckdose (USA) 115 Volt, 60 Hz
Steckdose (Europa) 230 Volt, 50 Hz
Drehstrom (Europa) 400 Volt, 50 Hz
U-Bahn (Hamburg) 800 Volt
S-Bahn (Hamburg) 1.200 Volt
E-Freileitung 230 bis 3.000 Volt
Erd-Stromkabel 400 bis 6.000 Volt
Oberleitung Eisenbahn 15.000 Volt, 16,7 Hz
Hochspannungsleitung bis 400.000 Volt

Bei Unfällen durch Hochfrequenz kommt es durch direkte Resorption der elektromagnetischen Feldenergie zu großflächigen, tiefreichenden Verkochungen des Gewebes. Da die elektromagnetische Feldenergie abhängig von der Frequenz sowie den Resorptionseigenschaften des Gewebes ist, tritt dieser Effekt erst bei Frequenzen ab 1 GHz in den Vordergrund. So tritt z.B. eine vollständige Feldabsorption durch Resonanz des Wasser-Moleküls bei 2.340 MHz auf (Mikrowellen-Herd). Hier beträgt die Eindringtiefe nur wenige Millimeter, in der die gesamte Energie absorbiert wird. Die Energiedichte wird dabei so hoch, daß bereits wenige Watt zu erheblichen Gewebeverbrennungen führen. Erste Hilfe ist hier das massive Kühlen der betroffenen Körperpartie, sowie sofortige ärztliche Versorgung.

Darüber hinaus sind auch Begleitverletzungen möglich, beispielsweise Sturz von einer Leiter (Sekundärunfall). Träger von aktiven Implantaten, besonders Herzschrittmachern, sind durch Stromunfälle besonders gefährdet. Sie benötigen umgehend intensivmedizinische Hilfe, auch wenn äußerlich keine Symptome feststellbar sind. Ein beschädigter Herzschrittmacher ist z.B. für seinen Träger in jedem Fall lebensbedrohlich.


Selbstschutz hat Vorrang

Bei Verdacht auf Stromunfall hat die eigene Sicherheit Vorrang vor allen Hilfeleistungen, da auch Lebensgefahr für den Helfer besteht. Erste Maßnahme muß deshalb eine Unterbrechung der Stromversorgung sein.

Im Gewerbe wie im Haushalt finden sich üblicherweise Anlagen mit Niderspannung bis maximal 1.000 Volt. Die Unterbrechung des Stromkreises kann hierbei durch ausschalten, ziehen des Netzsteckers, auslösen des Sicherungsautomaten oder herausdrehen der Sicherung geschehen.

Bei Hochspannung muß zu Anlagen ein Sicherheitsabstand eingehalten werden, da wegen der Gefahr der Bildung eines Lichtbogens Überschlagsgefahr besteht. Vordringlich ist deshalb die Verständigung des Rettungsdienstes und des Fachpersonals, damit diese den Stromkreis ausschalten können. Rettung aus Hochspannungsanlagen sollte insgesamt nur durch Fachpersonal erfolgen. Bei unbekannter Spannung gelten die gleichen Vorsichtsmaßnahmen wie bei Hochspannung.

Erst wenn die Spannungsfreiheit sichergestellt ist, kann unmittelbar mit der Versorgung der Verletzten begonnen werden.


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Diese Seite wurde zuletzt am 8. April 2004 geändert.